Darko Soolfrank: Der Musical-Macher
Fünfzehn Jahre ist es her, seit Darko Soolfrank gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Guido Schilling die MAAG Halle gegründet hat. Seither wurde die Fabrikhalle in Zürich West für eine Vielzahl von Events zum beliebten Austragungsort. Im Gespräch mit dem eventmagazin erzählt Soolfrank, was ihn ins Eventbusiness geführt hat und wie es dazu kam, dass «MAAG» in Zürich heute nicht mehr in erster Linie für Zahnräder, sondern vielmehr für Kultur und Events steht.
Darko Soolfrank, auf dem Kulturplatz Zürich gehörst du seit Jahren zu den prägenden Figuren. Was hat dich ins Eventbusiness geführt?
Darko Soolfrank: Ursprünglich habe ich eine Banklehre gemacht, merkte aber schon bald, dass ich im Finanzsektor nicht alt werden möchte. Nach der Lehre suchte ich nach Möglichkeiten, wie ich meine Hobbys und meine Liebe zum Sport zum Beruf machen konnte. Denn Leidenschaft, so meine Devise, ist eine gute Voraussetzung für Erfolg. So arbeitete ich beispielsweise während der Wintersaison als Skilehrer und war für den Schweizerischen Hängegleiter-Verband (Verband der Gleitschirm- und Deltapiloten) tätig, wo ich meine kaufmännische Ausbildung mit sportlichen Themen verbinden konnte.
Und vom Sport war der Weg zur Kultur nicht mehr weit?
In meiner Zeit beim Hängegleiter Verband habe ich eine Weiterbildung zum Marketingplaner gemacht. Dort traf ich auf eine Person, die für meine Zukunft wichtig war. Die Person hiess Guido Schilling und war in meiner Marketing-Ausbildung als Dozent tätig. Im Hauptamt kümmerte sich Guido um Personalvermittlungen und so habe ich ihn einige Zeit später angerufen und gefragt, ob er mir einen Job im Kulturbereich besorgen könnte. Kultur war nämlich ein Thema, das mich schon länger gereizt hatte.
Was war seine Antwort? Konnte er dir einen Job besorgen?
Guido hat mir zu verstehen gegeben, dass er «richtige» Jobs vermittle und dass es in der Kultur nichts zu vermitteln gäbe. Er hatte aber einen Nachbarn, Harry Schärer, welcher für eine Gewerbeausstellung ein Musical geschrieben hatte und nun plante, die Produktion einem grösseren Publikum zugänglich zu machen. Die Idee war, das Musical «Space Dream» mal befristet während vier Monaten in einer Industriehalle in Baden aufzuführen und Guido meinte, dass könnten wir ja mit unserem Marketingknowhow zusammen stemmen.
Was folgte nach diesen vier Monaten?
Zu unserer Überraschung fand «Space Dream» beim Publikum riesigen Anklang und so wurden aus vier Monaten fünf Jahre. Während dieser Zeit wurde die Show von knapp 600'000 Personen besucht. Im Jahr 2000 endete unser befristeter Mietvertrag mit den ABB Immobilien AG und ohne Musicalhalle kam auch die Produktion selbst zu einem Abschluss.
Aber die Lust auf Musicals, die ging weiter?
Ja, der Erfolg der vergangenen Jahre weckte bei uns Lust auf mehr. Wir wollten das gleiche Konzept mit neuer Story, am liebsten irgendwo in Zürich, weiterführen. Die Qualität des Drehbuchs erachteten wir für den Erfolg einer neuen Produktion als matchentscheidend, und so fragte ich Alleskönner Charles Lewinsky, ob er sich vorstellen könnte, für uns ein Musical zu schreiben. Lewinsky war dabei und schrieb für uns in den darauffolgenden Monaten das Drehbuch zum Musical «Deep».
Nun fehlte nur noch die passende Eventhalle.
Ja, das war genau das Problem. Wir hatten den Content, aber wir hatten keine Halle. Und so kam es, dass wir 20 – 30 Standorte in der ganzen Stadt Zürich abgeklappert haben, um eine geeignete Location für unser Musical zu finden. Das Resultat dieser Suche war die MAAG Halle, wie wir sie heute immer noch betreiben.
Also hattet ihr nun alles, was es brauchte, um an die Erfolge von «Space Dream» anzuknüpfen.
Theoretisch ja, praktisch war «Deep» ein finanzieller Misserfolg für uns. Zwar verzeichnete auch diese Produktion 100'000 Besucher, wirtschaftlich aber war die Show ein Fiasko und wir konnten die Investitionen, die wir für das Musical eingesetzt hatten, bei Weitem nicht wieder einspielen.
Was denkst du, war der Grund für den ausbleibenden Erfolg von «Deep»?
Das ist schwer zu sagen. Wir hatten uns gesagt, wir nehmen den «Lion King» als Referenz und lassen das Fabel-Stück nicht in Afrika spielen, sondern unter Wasser. Das Problem war einfach, dass wir keinen Elton John hatten, der die Musik komponierte, eine Unterwasser-Welt nicht die gleichen Sehnsüchte wie Afrika weckte – und wahrscheinlich hätten wir das Stück auch besser in Mundart als auf Hochdeutsch machen sollen. Dazu kam, dass die Story zu „schwer“ war und vielleicht unter dem Strich nicht lustig genug.
Also habt ihr die Übung abgebrochen und in der Hoffnung auf mehr Erfolg, das nächste Musical aus der Schublade gezogen.
Als wir 2003 mit «Deep» aufgehört hatten, war für mich klar, dass wir nie mehr eigene Produktionen machen wollten. Zu schwer wiegte der Frust über den ausbleibenden Erfolg. Dies bedeutete, dass wir nun eine leere Halle, aber keinen Content mehr hatten. In der Folge haben wir unser Team von 100 auf 4 Mitarbeitern heruntergefahren und haben uns im kleinen Kreis überlegt, wie wir weiterfahren wollen.
Was war das Resultat eurer Überlegungen?
Das Herunterfahren des Teams und der Entscheid, keine eigenen Produktionen mehr zu machen, führten dazu, dass wir plötzlich ganz einfach Hallen-Betreiber waren, mit dem Ziel, unsere Location so gut wie möglich zu vermieten. Das hat auch ganz ordentlich geklappt, wir haben das Theater um die EventHall und die Härterei vergrössert und konnten verschiedene spannende Events in die MAAG Halle holen.
Zum Beispiel das Schweizer Fernsehen mit der Sendung «MusicStar».
Dass sich das Fernsehen entschieden hatte, die Castingshow bei uns durchzuführen, war ein Glücksfall. So hatten wir eine gewisse Hallenauslastung und konnten gleichzeitig unseren Bekanntheitsgrad als Eventlocation steigern. Und eigentlich war die Sendung auch der Grund, warum wir uns schlussendlich wieder an eigene Produktionen herangewagt haben.
Spannend, und was genau hat das Fernsehen dazu beigetragen?
Das SRF hat ihre Talent-Sendung immer als Nachwuchsförderung bezeichnet. Ich teilte diese Meinung nicht, weil ich das Gefühl hatte, dass die Talente nach dem Finale jeweils so schnell wieder weg waren, wie sie gekommen sind. Also habe ich die Leute vom Fernsehen gefragt, ob wir nicht gemeinsam etwas für die Nachwuchsförderung machen möchten. Die Idee war, dass wir ein Musical auf die Beine stellen, bei welchem dann die «MusicStar» Talente auch nach dem Finale weiterhin auf der Bühne stehen könnten. Das Fernsehen fand die Idee gut und so galt es nur noch die Talente zu überzeugen.
Und, hat das geklappt?
Nein, bei den MusicStar-Kandidaten war Endstation. Kein Einziger wollte mitmachen. Sie alle waren überzeugt, dass nun ihre Karriere auf der grossen Bühne unmittelbar bevorstand.
Was hat dies für euch bedeutet?
Die Ursprungsvariante des Musicals, welches schon damals auf bekannten Mundart-Songs basierte, trug den Namen «MusicCar» in Anlehnung an die MusicStar Sendung. Nachdem wir mit der Idee gescheitert waren, die Casting-Talente fürs Mitmachen zu begeistern, hat der Autor Roman Riklin das Stück umgeschrieben und ihm einen neuen Namen gegeben. Neu nannten wir die Show «Ewigi Liebi».
Und vielleicht wäre die Produktion für die Casting-Talente gar nicht so erfolgshemmend gewesen, wie sie befürchtet hatten.
Das Musical lief von 2007 bis 2012 und erreichte in 905 Vorstellungen insgesamt 658'000 Besucher. Insofern konnten wir mit der Bilanz ganz zufrieden sein. Und schliesslich konnten wir mit Fabienne Louves doch noch einen ehemaligen MusicStar für die Show gewinnen. Für Louves war dies der Einstieg in ihre Bühnenkarriere, die immer noch andauert.
Lass uns ein paar Jahre überspringen und zum «hier und heute» wechseln. Nachdem ihr in der Zwischenzeit „Die Schweizermacher“ und „Cyclope“ auf die Bühne gebracht habt, seid ihr nun in wenigen Tagen mit einer neuen Produktion am Start. Als Story habt ihr «Mein Name ist Eugen», einen beliebten Klassiker der Schweizer Volksliteratur, gewählt. Was dürfen die Besucher von eurem neusten Werk erwarten?
Zur Zeit werden die News in Zeitung und Fernsehen von Tragödien und dramatischen Ereignissen dominiert. Mit «Mein Name ist Eugen» möchten wir unseren Besuchern die Möglichkeit geben, den Alltag für zweieinhalb Stunden hinter sich zu lassen und sich an positiver, witziger und doch geistreicher Kost zu erfreuen. In erster Linie soll «Mein Name ist Eugen» die Leute unterhalten und gute Laune verbreiten.
Und auf was freust du dich persönlich am meisten, wenn du an «Mein Name ist Eugen» denkst?
Mich begeistert vor allem das Team, welches das Musical zum Leben erweckt. Dabei denke ich an Roman Riklin, der das Musical-Buch und die Musik schrieb und an Dominik Flaschka, der Regie führt. Sie waren auch unser Dream-Team bei „Ewigi Liebi“. Die beiden scharten ein inspiriertes Team von Bühnenbildnern, Puppenbauern, Kostümbildnern, Choreografen usw. um sich und das Stück sprudelt nur so von Ideen. Vor allem aber freue ich mich auf die sensationelle Crew auf der Bühne. Die Leute sind jung, frisch und motiviert und es macht ausserordentlich Spass, sie in Aktion zu sehen. Das ist für mich auch Nachwuchsförderung.
Darko Soolfrank, herzlichen Dank fürs Gespräch und viel Erfolg mit «Mein Name ist Eugen».